
Clean beauty – Trend oder Marketing-Trick?
Das Konzept von Clean beauty gewinnt in der Kosmetikbranche immer mehr Aufmerksamkeit. Doch während viele Marken mit diesem Begriff werben, gibt es keine konkrete Definition dafür. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) hat zwar gesetzliche Anforderungen für Kosmetikprodukte festgelegt, doch “Clean beauty” oder etwas dergleichen wird darin nicht erwähnt. Durch die fehlende offizielle Regelung, ist es den Unternehmen selbst überlassen zu entschieden, was sie als clean verkaufen wollen. Doch woher sollen wir jetzt wissen, ob etwas tatsächlich “clean” ist oder nicht?
Wer sagt, herkömmliche Kosmetik sei schlecht?
Die Annahme, dass herkömmliche Kosmetik schädliche Inhaltsstoffe enthalte, ist weit verbreitet – aber nicht umbedingt korrekt. In der Schweiz unterliegen Kosmetikprodukte strengen gesetzlichen Vorgaben, die festlegen, welche Stoffe erlaubt sind und welche nicht.
Daher entspricht alles, was im Handel erhältlich ist, diesen Vorschriften. Wären bestimmte Inhaltsstoffe tatsächlich gesundheitsschädlich, dürften diese Produkte dementsprechend auch nicht verkauft werden.
Untersuchung zeigt: “Clean Beauty” ist nicht immer ehrlich
Eine im Journal of American Academy of Dermatology (JAAD) veröffentlichte Studie untersuchte Produkte, die als “clean” vermarktet wurden. Bei dieser Studie wurde konkret Kosmetika analysiert, die als frei von Petrochemikalien vermarktet wurden. Petrolatum, oder auch Vaseline, ist ein Inhaltsstoff, der aus Mineralöl gewonnen wird und als Feuchtigkeitsspeicher dient. Obwohl Petrolatum nachweislich nicht schädlich ist – es bildet lediglich eine Schutzschicht auf der Haut -, fanden die Forschenden trotzdem zahlreiche Reinigungsprodukte, die trotz des Labels “petrolatumfrei” zwischen 6 und 28 Prozent dieses Inhaltsstoffs enthielten.
Das Überraschende: Dieselben Marken hatten Petroleum als “schädlich” dargestellt, um ihre “cleanen” Alternativen als sicherer zu verkaufen. Dieser Fall zeigt, dass in der “Clean Beauty” Industrie häufig Ängste provoziert werden werden, um Käufer zum Kauf bestimmter Produkte zu bewegen.
Sind natürliche Alternativen wirklich besser?
Neben fragwürdigen Marketingstrategien gibt es trotzdem noch Produkte, die mit “weniger bedenklichen” Inhaltsstoffen angeschrieben sind. In diesen Fällen werden die “schädlichen Stoffe” durch pflanzliche Alternativen ersetzt, die eine ähnliche Funktion erfüllen.
Für Menschen mit empfindlicher Haut oder Allergien gegen bestimmte Inhaltsstoffe können diese Produkte tatsächlich sanfter wirken und verträglicher sein. Im Endeffekt bedeutet “cleaner” somit nicht unbedingt “sicherer”, denn viele synthetische Inhaltsstoffe sind wissenschaftlich geprüft und gelten als unbedenklich. Entscheidend ist also nicht das Label “clean”, sondern ob ein Produkt hautverträglich ist.
Schon nach 3 Monaten verdorben
Ein anderer Aspekt von Clean beauty ist ihre oft geringere Haltbarkeit. Natürliche Alternativen sind funktionell nicht immer gleichwertig – oft verschlechtern sie die Qualität des Produkts.
Es wurden schon einige bekannte “Clean Beauty” Marken kritisiert, weil ihre Produkte deutlich schneller verderben als versprochen, schon oft nach wenigen Monaten. Auch die Leistung kann nachlassen: Die Textur, Auftragbarkeit und Haltbarkeit auf der Haut sind bei rein natürlichen Formeln nicht immer mit herkömmlichen Produkten vergleichbar.
Merk dir!
Eine Studie der australischen Marke Bambii zeigt auf, dass etwa 30 Prozent aller Clean Beauty-Produkte versteckte Inhalte haben, die dann doch nicht ganz als clean durchkommen. Letztendlich zeigt das, dass Labels wie “clean beauty” nicht immer eindeutig oder verlässlich sind. Beim Kauf von Kosmetikprodukten sollte man sich nicht sofort auf das Label verlassen, sondern auch mal selber einen Blick auf die Inhalte werfen. Dabei gibt es auch verschiedene Apps, die dir sagen können, welche Inhaltsstoffe besser oder schlechter sind, beispielsweise Yuka. “Clean beauty” ist nicht unbedingt für alle die beste Option, die meisten Verbraucher kommen auch mit “normalen” Produkten wunderbar zurecht und machen sich da gar nicht erst einen Kopf, aber das hängt ganz individuell von der Person ab!