In loderndes Feuer soll man kein Öl giessen!

Die beiden AHV- Initiativen vom 3. März aus Sicht zweier Jugendlicher

Marvin Steffen und Laurent von Waldkirch

Wenn man den Initianten für eine 13. AHV-Rente zuhört, könnte man glauben, der AHV ginge es bestens. Die AHV schreibt gegenwärtig schwarze Zahlen, aufgrund der Annahme der AHV-21-Initiative und wegen der STAF-17-Reform, aufgrund derer der Bund jährlich zwei Milliarden des BIP in die AHV investiert. Ohne Sanierung der ersten Säule wird sie noch bis 2030 im Plus sein und bis 2050 ein Defizit von 80 Milliarden schreiben. Diese Zahl entspricht beispielsweise circa dem 13-fache der Ausgaben für unsere Landesverteidigung. Wir finden dies fahrlässig.

Unter diesen Umständen wollen die Gewerkschaften, dass die AHV allen Bürgern eine 13. AHV-Rente auszahlt. Dies mit der Begründung, den Teuerungsverlust und die steigenden Lebenshaltungskosten zu decken. Doch damit würden die Zahlen schon ab 2026 ins Defizit geraten und in den darauffolgenden Jahren noch viel grössere Verluste schreiben. Es scheint uns, als giesse man Öl ins sowieso schon lodernde Feuer. Das Feuer löschen müssen dann wir Jungen.

Matthias Müller, der Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz, meint dazu in einem Interview gegenüber der NZZ: „Der Bund geht bei Annahme der 13. AHV-Rente auf Einkaufstour mit der Kreditkarte der Jungen.“

Bei Annahme müssten Abgaben der Bevölkerung massiv erhöht werden. Bis zu 2 Lohnprozenten, was die Kaufkraft des Mittelstandes und der erwerbstätigen Menschen massiv schwächen würde. Wir finden es unaufrichtig von der linken Seite, während des gesamten Wahlkampfs den Wählern zu versprechen, dass bei ihrer Wahl die Kaufkraft des Mittelstandes gestärkt werde. Mit dieser Initiative wird sie stark geschwächt.

Es wäre viel sinnvoller, wirklich bedürftige Menschen besser zu unterstützen. Dies könnte man beispielsweise mit einer Erhöhung der Ergänzungsleistungen bewirken oder mit einer Aufstockung der Mindestrente. Damit kann man eine grosse Summe gegenüber der Lösung mit der 13. AHV-Rente einsparen und dieses Geld dann gezielt denjenigen geben, die es wirklich nötig haben. Wenn wir unser altbewährtes Drei-Säulensystem auch für die weiteren Jahrzehnte bewahren möchten, gilt es, die Initiative für die 13. AHV-Rente abzulehnen. An der Baslerfasnacht 2024 brachte es die Clique „d‘ Schuggerei“ auf den Punkt:

Enkeltrick-Betrieger klaue alte Lüt zErsparte
und wott mers Geld dann zrugbico dann het mer schlechti Karte
sGrosi meint, sie macht das bald mit ihrne Enkel au
sie klaut drum ihne sGeld und nennt das 13. AHV

Schnitzelbangg vo de Clique „d’Schuggerei

Wir sind zutiefst von diesem Drei-Säulensystem überzeugt. Wir müssen es weiterhin so bewahren. Um den Defiziten, die ab 2030 im Status Quo eintreffen, entgegenzuwirken, gilt es die zweite Initiative anzunehmen. Die Renteninitiative will das Rentenalter bis 2035 auf 66 erhöhen und danach an die durchschnittliche Lebenserwartung koppeln. Damit könnten wir unsere 1. Säule längerfristig sanieren und dieses Problem letztlich ad Acta legen. Diese Initiative wäre das Löschwasser für das AHV-Feuer.

Jeder würde nämlich weniger lange AHV beziehen und länger einzahlen. Ausserdem könnte jeder seine BVG-Kasse aufstocken und somit mit mehr Wohlstand nach der Pensionierung leben. Häufig wird argumentiert, dass es Berufe gebe, die nicht länger nach dem 65. Lebensjahr arbeiten können. Diesen Leuten hat das Initiativkomitee versprochen, eine Lösung zu finden, um sich immer noch vor dem 65. Lebensjahr pensionieren lassen zu können. Viele Gegner der Initiative bringen auch das Argument auf, dass ein Automatismus „unschweizerisch“ sei. Darauf können wir nur erwidern, dass eine der besten Erfindungen, die Schuldenbremse, die mit 85% des Schweizer Stimmvolks angenommen wurde, ein Automatismus ist.

Wer den Generationsvertrag nicht brechen und unser 3-Säulensystem retten will, um auch noch den kommenden Generationen eine Rente zu ermöglichen, der soll ein Ja zur Renteninitiative stimmen und ein Nein zur 13. AHV. Damit löschen wir das bereits lodernde AHV-Feuer und giessen nicht einen Brandbeschleuniger in Feuer. Denn wir Jungen ziehen es vor, ein oder zwei Jahre länger zu arbeiten, dafür einen Grossteil des ersparten Geldes zu behalten und damit unsere Kaufkraft nicht unnötig zu schwächen.


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