Sport als Medikament für alles

„Gesunder Körper, gesunder Geist“. Ist das Leben nach diesem Motto für Zürcher Gymnasiasten möglich?  

Noelia Niederer und Aleesa Schneidawind

Die Redewendung „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“, Original auf Latein „mens sana in corpore sano“ stammt aus einer Zeit zwischen dem 1. und 2. Jahrhundert und wurde vom römischen Dichter Juvenal verfasst. Die Redewendung zeigt uns, dass schon vor fast 2000 Jahren die Essenz des Ausgleichs von körperlicher und geistiger Gesundheit ein Thema war. Es wird aber nicht gemeint, dass die geistige Gesundheit die körperliche bedingt; Stephen Hawking zum Beispiel war, trotz körperlicher Einschränkung, einer der brillantesten Menschen der Welt. Trotzdem ist es ein Fakt, dass Sport sich grundsätzlich positiv auf unsere Konzentration auswirkt, da die Durchblutung angeregt wird und somit mehr Blut in unser Gehirn strömen kann. 

Es ist jedoch ein Irrtum zu denken, dass Sport uns hilft, unsere kognitiven Fähigkeiten und unsere Intelligenz zu verbessern. Die unglaublich vielen positiven Effekte, welche Sport auf unseren Körper hat, sind jedoch nicht wegzudenken.

Dank Sport kann man sich ein längeres und gesünderes Leben erhoffen.  

Dennoch ist es wichtig, zwischen der Fähigkeit eines Geists, intelligent zu sein, und dem Wohlbefinden des Geists zu unterscheiden.  

Es ist bekannt, dass der Sport unseren Geist gesundheitlich fördert; ob ein intelligenterer Geist kreiert wird, ist jedoch eine andere Frage. Es muss klargestellt werden, dass im obigen Zitat „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ nicht die Intelligenz angesprochen wird, sondern die Mentale Gesundheit.

Sport kann uns nicht «schlauer» machen im Sinne eines erhöhten Intelligenzquotienten. Er kann uns jedoch unterstützen, unser Wissen und unsere Intelligenz zur vollen Kapazität zu nutzen.  Diverse Studien finden nämlich keinen direkten Zusammenhang zwischen Sport und einer erhöhten Intelligenz. Dazu hat eine gross angelegte spanische Untersuchung der Universität Granada eine Metastudie gemacht. Dabei haben sie festgestellt, dass Sport nicht unsere Intelligenz fördert, da kein kausaler Zusammenhang beweisbar ist.

Sportliche Aktivitäten können uns in diversen Bereichen jedoch helfen, unsere psychische Gesundheit zu verbessern. Dies kann auf unsere Aufmerksamkeit und Lernfähigkeit einen grossen Einfluss haben. Wie empfehlen es auch, zwischen einer langen Lernsession einmal eine Pause einzusetzen, wir selbst als Gymnasiasten haben mit dieser Methode sehr positive Erfahrungen gemacht. Diese Pause sollte nicht auf sozialen Netzwerken verbracht werden, sondern mit Sport, lesen oder anderen Aktivitäten, welche das Gehirn entlasten. Somit kann nach der Pause mit mehr Aufnahmefähigkeit weitergelernt werden. 

Bezüglich des Zusammenhangs von Sport, mentaler Gesundheit und der Schulleistung hat uns Dr. med. Marc Curchod aufgeklärt. Depressionen können durch regelmässigen Sport gemildert und Ängste und Anspannungen können auf biochemischer Ebene durch Glückshormone, welches man ausschüttet, reduziert werden. Sport kann sogar die gleiche Wirkung wie ein Antidepressivum haben.

Schularzt des Realgymnasiums, Herr Curchod, ist somit der Meinung, dass Bewegung langfristig eine Investition in die mentale Gesundheit und in unser Wohlbefinden ist. Diese Investition kann sich nur positiv auf unsere schulische Leistung auswirken.

Schule oder Sport, trainieren oder lernen

Ein Dilemma, welches jeder Schüler kennt, ist der Entscheid, ob man eine extra Stunde für die Matheprüfung lernt oder ins Training geht. Denn die Zeit ist bei vielen ein knappes Gut. Rund 70 Prozent der befragten Schüler des Realgymnasium Rämibühls müssen gemäss unserer Umfrage während ihrer Zeit am Gymnasium ihren Sport reduzieren oder sogar beenden, obwohl sich die Schüler der Wichtigkeit von Sport und seine Auswirkungen auf den Geist sowie auf ihre schulischen Leistungen bewusst sind. 

Es stellen sich deshalb mehrere Fragen, wie, weshalb Schüler ihren Sport vernachlässigen, ab wann treibt man genug Sport oder ist genügend Sport überhaupt noch möglich parallel zum prall gefüllten Schulalttag? Dr. med. Marc Curchod, die Schülerberaterin Lo Turco und die psychologische Beratung Dr. med. Dominique Simon haben darauf einige Antworten bereit.

Schüler reduzieren ihren Sport meist wegen eines Zeitmangels oder aus einer Angst, zu wenig gelernt zu haben. Laut Herrn Curchod ist dies ein grosser Fehler; er bezeichnet Angst als einen schlechten Berater, da Angst einen steuert und die Kontrolle über einen selbst verloren geht. Aus Angst vernachlässigt man oftmals seinen Körper. Zusätzlich hat Sport einen positiven Einfluss auf unsere Konzentration, steigert unsere Leistungsfähigkeit und in kürzerer Zeit ist der ganze Stoff gelernt.

Aber mit Sport soll auch nicht übertrieben werden. Vor allem Frau Simon betont ganz klar: „Es kommt auf das Ausbalancieren von Sport und Geist an.“ 

Trotzdem steht für die Fachleute fest, dass Sport essenziell sei, fast gleichgestellt mit Schlafen. Für Herrn Curchod ist dreimal 30 Minuten Ausdauer pro Woche ausreichend viel Sport. Auch wenn in Zürcher Gymnasien der Schulsport dreimal für fünfundvierzig Minuten stattfindet, denken alle drei von uns befragten Experten trotzdem, dass, ausserhalb der Schule Sport zu treiben, notwendig ist. Der Schulsport ist aber unbestritten ein guter Ansatz für eine Schülerschaft mit gesünderem Körper und Geist. 

Die Schülerberaterin Frau Lo Turco, Herr Curchod und Frau Simon sind sich einig, dass es möglich ist, genug Sport parallel zum Schulalltag zu betreiben. Solange man die richtigen Prioritäten setzt. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Sport sowohl früher als auch heute wichtig für die Menschen ist und die Schule uns dabei unterstützt ein ausgeglichenes Leben zu führen.