Wann wird der Umgang mit Smartphones zur sucht?

In einer Welt, in der Smartphones zu einem täglichen Begleiter geworden sind, kommt das Thema Handysucht immer wieder auf. Kann man aber die Bedeutung von Sucht überhaupt auf erhöhte Handynutzung übertragen?

Ishaan Prasad

Ein Suchtfaktor wird heutzutage unzähligen Gewohnheiten zugeschrieben. Doch was bedeutet Sucht überhaupt? Sie wird durch krankhaften, unkontrollierbaren Konsum bestimmter Genus-oder Rauschmittel, Entzugssymptome und Toleranzbildung definiert.

Das Wort Sucht stammt vom mittelhochdeutschen Wort „Suht“, das eine Krankheit oder körperliche Beschwerde beschrieb. Mit der Zeit entwickelte sich dieser Begriff zu einer viel komplizierteren Bedeutung. Sucht wurde vorerst mit dem Missbrauch von illegalen Substanzen in Verbindung gesetzt. Die Bedeutung wurde danach auf den Konsum von Alkohol, das Glückspiel und zum Beispiel den Einsatz von Mobiltelefonen erweitert.

Die Digitalisierung hat viele Vorteile mit sich gebracht, aber mit den ganzen positiven Aspekten folgt auch Negatives. Unter anderem auch neue Formen von Sucht, die auf die neuen elektronischen Möglichkeiten zurückzuführen sind. Während sich das Grundprinzip von Sucht nicht verändert hat, hat sich die Interpretation des Begriffs stark verändert.

Handysucht bei Jugendlichen

Wie man an dieser Statistik aus Deutschland erkennen kann, erhöhte sich der Prozentsatz an Jugendlichen, die ein Smartphone besitzen im Verlauf der Jahre. Diese Erhöhung ist aber nicht so enorm, wie man meint.

Schularzt Mark Curchod des Realgymnasium Rämibühls, der schon einige Fälle von Sucht unter Jugendlichen behandelt hat, sagt: „Eine Sucht ist ein Verlust der Kontrolle des eigenen Willens. Demnach sage ich, dass Jugendliche mehrheitlich nicht süchtig nach ihren Handys sind.“

Ebenso meint der Schularzt, dass die Mehrheit der Jugendlichen ist sich ihres Verhaltens bewusst und grenzt die Zeit am Handy auch dementsprechend ein.

Hinzu kommt noch, dass Technologie heute das Leben jedes Jugendlichen beeinflusst. Die Vielfalt und Benutzerfreundlichkeit des Handys machen es besonders einfach, den ganzen Tag auf ein Display zu schauen, da man alles erhält, was man braucht. Es macht also keinen Sinn, alle Jugendlichen, die viel Zeit am Handy verbringen, als süchtig zu bezeichnen und damit zu verurteilen. Denn so, wie es möglich ist, auf dem Handy wertvolle Lebenszeit zu verschwenden, ist es auch möglich, diese Lebenszeit produktiv zu verwerten. Von aussen ist dies jedoch nur schwer einzuschätzen, da sich alles auf demselben Bildschirm abspielt.

Das Thema Handysucht ist besonders bei Jugendlichen ein sehr komplexes Thema, da es sehr schwer zu beurteilen ist ab wann eine Sucht entwickelt wurde. Man muss ein für sich optimales Gleichgewicht zwischen Online- und Offline-Aktivitäten finden, um keine schädliche Sucht zu entwickeln.

Digitale Erziehung

Doch wie kann man verhindern, dass der harmlose Konsum digitaler Medien zu einer Sucht wird? Die wachsende Relevanz von Technologie im Leben jeder Person führt dazu, dass die Eltern die Verantwortung tragen, ihre Kinder korrekt in die Welt der Technologie zu begleiten.

Einerseits ermöglichen elektronische Geräte Kindern den Zugang zu Lernplattformen, die nur online verfügbar sind oder online vielfältiger vorhanden sind. Durch die Integration elektronischer Geräte in das Schulleben von Kindern können sie alle individuell die Geschwindigkeit ihres Lernens bestimmen.

Andererseits kann die digitale Erziehung auch viel Negatives mit sich bringen. Handys bringen mit ihrer Vielfalt auch viel Potenzial für Ablenkung oder soziale Isolation. Es kann für Kinder und Jugendliche sehr gefährlich sein, wenn sie zu viel Zeit mit digitalen Medien verbringen, da die Gefahr besteht, sich von der realen Welt zu entfremden, und wichtige soziale Fähigkeiten nicht ausreichend entwickelt werden.

Schularzt Mark Curchod sagt: Dass digitale Medien in die Erziehung einfliessen, ist nicht das Problem, sondern wie die Eltern sie einführen. Wenn die Eltern das Kind vor den Fernseher setzen und stundenlang dort lassen, wird das selbstverständlich negative Auswirkungen haben.“

Folgen einer Handysucht, und wie man sie loswird

Einer deutschen Studie nach reichen die negativen Auswirkungen einer Handysucht je nach Ausmass der Sucht von leichten körperlichen Schmerzen, die beim Konsum der Medien aufgrund schlechter Köperhaltung einterten, bis zu Depressionen oder Panikattacken, die beim Entzug eintreten. Eine langfristige Handysucht kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Zudem kann, einer Studie der Universität Texas nach, eine Handysucht zu einer Abnahme an Produktivität am Arbeitsplatz oder in der Schule führen.

Um eine Handysucht zu überwinden ist es wichtig, dass man zur Einsicht gelangt, eine zu haben, und den Willen aufbringt, sie loszuwerden. Wenn man eine Sucht erkennt und etwas dagegen unternehmen möchte, muss man dies schrittweise machen. Schularzt Mark Curchod sagt, am effektivsten sei psychologische Betreuung in Form einer Therapie.

Abschliessend kann gesagt werden, dass die Handysucht ein sehr breit gefächertes Thema ist. Unter folgenden Symptomen erkennt man eine Handysucht: Nervosität oder Panik, wenn das Handy nicht in unmittelbarer Nähe ist oder das Bedürfnis das Handy immer eingeschaltet zu haben. Die Handysucht ist nicht schwierig zu vermeiden und gut behandelbar.