Ein Uferweg für alle: dringend nötig oder viel zu teuer? Drei RG-Schüler*innen nehmen Stellung

Am 3. März stehen wieder kantonale Abstimmungen an. Die Uferinitiative, ein Vorschlag der politischen Linken, sorgt für Furore. Direkt entlang des Zürichseeufers soll bis zum Jahr 2050 ein durchgehender Uferweg gebaut werden. Der Weg soll auch durch private Grundstücke führen und soll den Zugang zum See ermöglichen. Die Regierung rechnet dabei mit Kosten von bis zu 460 Millionen Franken, wobei der Bau des Weges nicht einmal den grössten Teil davon ausmacht. Die Entschädigung der Eigentümer verursacht den Grossteil der Kosten. Alleine in Kilchberg müsste man für einen Kilometer Uferweg mit mehr als 100 Millionen Franken für die Entschädigung budgetieren.

Mit 26 Kilometern Uferweg ist bereits jetzt mehr als die Hälfte des Zürichseeufers öffentlich zugänglich. Würde durch den Bau des Spazierweges der Lebensraum von Wasservögeln und Fischen eingeschränkt werden? Würden unsere Enten unter dem nächtlichen Lärm und der Wasserverschmutzung leiden? Soll nicht der gesamte Zürichsee für die öffentliche Nutzung verfügbar sein?


Müssten dann alle Enten sterben?

Drei 6-Klässler*innen des Realgymnasiums Rämibühl, die gegensätzlicher Meinung sind, stellen sich den Fragen von RG-News. Alexander Fäh und Mathias Eggenberger sind in der Gesellschaftspolitischen Woche des RG in der FDP-Fraktion und sie lehnen die Initiative dezidiert ab. Daria Semenova politisiert in dieser Projektwoche für die SP und sie setzt sich für die Annahme der Initiative ein.

1. Was ist deine Meinung zur Uferinitiative?

Alex F. – Meine Meinung ist ganz klar liberal, wenn man die Uferinitative annimmt, kommt es zu einer Massenenteignung.

Daria S.- Ich bin der Meinung, die Uferinitiative sollte angenommen werden, da es gerechter ist, wenn etwas öffentlich Zugängliches, wie beispielsweise Gewässer, auch wirklich öffentlich zugänglich ist.

2. Wird der Lebensraum von Wasservögeln und Fischen durch die Initiative eingeschränkt oder sogar vergrössert?

Mathias E. – Der Lebensraum wird sehr stark eingeschränkt, momentan haben wir Gärten, die gepflegt werden und so ein natürliches Ufer bilden. Ausserdem ist das Ufer es ein guter Lebensraum für Schilf oder für Fische zum Laichen.

Daria S. – Meiner Meinung nach wird der Lebensraum vergrössert, weil dann der Kanton entscheiden kann, wie dieser Platz genutzt wird, nicht die Privatbesitzer*innen, welche wahrscheinlich eher in ihrem eigenen Interesse handeln, nicht im Interesse der Tiere.

3. Rechtfertigt der Nutzen der Initiative den Aufwand und die Kosten, die dadurch entstehen?

Alex F. – Wenn ich mir den Finanzierungsplan vom Regierungsrat anschaue, dann kommt man auf 40‘000 Franken pro Meter. Der Nutzen ist also sehr viel kleiner als der Aufwand.

Daria S. – Ich finde nicht, dass der Lebensraum eingeschränkt wird. Der Lebensstandard der allgemeinen Bevölkerung, welche keinen direkten privaten Zugang hat, wird verbessert, wenn man Infrastrukturen schafft, Möglichkeiten für Kinder zum Spielen und gratis Badeanlagen.

4. Soll nicht der gesamte Zürichsee für die öffentliche Nutzung verfügbar sein?

Mathias E. – Nein. Bereits heute sind 50 % der Ufer öffentlich zugänglich. In jeder Gemeinde gibt es ausserdem mindestens eine Badeanlage. In der Stadt ist praktisch das ganze Seeufer öffentlich zugänglich. Meine Vorfahren haben ein Grundstück am See für wenig Geld gekauft, als niemand dort leben wollte. Dieses Grundstück kann man ihnen jetzt nicht einfach wegnehmen. Eigentum ist wichtig in unserer Verfassung.

Alex F. – Die Uferinitiative gehört abgelent!

5. Wäre dies nicht ein Eingriff in die Privatsphäre und Freiheit?

Daria S. – Schweizer Gewässer sind seit 1991 als ein öffentlicher Raum festgeschrieben, deshalb müssen sie auch durchgehend öffentlich zugänglich sein. Im Moment ist das nur bei 50 % der Ufer der Fall. Ich finde es ungerecht, wenn einzelne reiche Privatpersonen dort ihre Grundstücke haben dürfen, obwohl dies eigentlich gesetzlich geregelt ist.

Was denkt ihr dazu?

Daria S. Alex F. Mathias E.

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