Wie fortschrittlich sind die VBZ wirklich?

Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) haben grosse Pläne für die Zukunft. Werden es fliegende Taxis oder doch autonome Busse? Was es für die Gesellschaft und die einzelne Person bedeutet.


Seit 2017 schafft die VBZ nur noch batteriebetriebene Busse an. (von Fototeam RG)

Die Stadt Zürich will bis 2040 CO2 neutral sein. Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) müssen bis dahin viel verändern. Die ganze Flotte soll bereits bis 2030 elektrisch betrieben werden. Das sind ehrgeizige Ziele. Die Frage ist, wie sie diese erreichen wollen. «Der Antrieb durch Elektrizität ist essenziell, um die Ziele zu erreichen», sagt der Leiter des Unternehmensstab der VBZ, Andreas Uhl. Er bezeichnet die batteriebetriebenen Busse als den «Königsweg». Doch der Wechsel bringe auch Probleme mit sich: Batteriebetriebene Busse kosten deutlich mehr als herkömmliche Dieselbusse. 

Andreas Uhl von den VBZ glaubt an die Zukunft der Elektromobilität. Die neuen Flexity-Trams werden das Stadtbild über Jahre prägen. (Foto: Fototeam RG)

14 Millionen für neue Busse

Laut Uhl werden keine neuen Dieselbusse beschafft und seit 2017 kaufe sie nur noch batteriebetriebene Busse. Die VBZ haben kürzlich 15 Elektrobusse für 14 Millionen Franken gekauft. Eingerechnet darin sind auch die Kosten für neue Ladeinfrastruktur. Ein Elektrobus kostet deutlich mehr als ein herkömmlicher Dieselbus. Jedoch bestätigt der Touringclub Schweiz (TCS), dass die Betriebskosten eines elektrisch fahrenden Autos tiefer sind als bei einem Kraftstofffahrzeug. 

So wollen die VBZ die Klimaziele erreichen

Elektrobusse und das Umrüsten auf klimafreundlichere Infrastrukturen ist sehr kostspielig. Das könnte auch Auswirkungen auf die Ticketpreise haben. Uhl sagt dazu: “Die höheren Kosten werden zwischen der Kundschaft und den Steuerzahlenden aufgeteilt werden müssen”.

Andreas Uhl ist der festen Überzeugung, dass es nur einen Weg gibt, die Klimaziele zu erreichen: «Weg von Personenwagen, hin zum öffentlichen Verkehr.» Denn dies ist laut ihm der grösste Schritt, um die Stadt klimaeffizienter zu machen. Andreas Uhl sagt: «Eine Person, die mit einem Personenwagen unterwegs ist, täglich zur Arbeit fährt, produziert circa 6 Tonnen produziert, pro Jahr – je nach Größe des Fahrzeuges und länge des Arbeitsweges.” Wenn diese Person dann in den öffentlichen Verkehr wechsele, purzelten die Emissionen auf einen Bruchteil.

Die Trams vom Typ „Tram 2000“ sind die ältesten, die noch in der Stadt unterwegs sind. Sie sollen in den nächsten Jahren abgelöst werden. (Foto: Fototeam RG News)

Das Ziel sei es, das ÖV-Netz so zu erweitern, dass man zu Fuss in maximal 300 Meter eine Haltestelle erreicht. Ausserdem sollte mehr auf Mikromobilität gesetzt werden, also auf Velos und andere Verkehrsmittel für die sogenannt „letzte Meile“. Doch E-Scooter oder E-Bikes sind nicht allzu klimafreundlich, wie eine Studie der ETH Zürich[2] zeigt. Auch Andreas Uhl ist zwar der Meinung, dass elektrische Modelle von Velos oder Trottinetts nicht besonders klimafreundlich sind. Deshalb solle jeder für sich entscheiden, ob er es braucht oder nicht. „Fahrrad plus öffentlichen Verkehr, das ist an sich das Zukunftskonzept und auf dem wollen wir aufbauen”, sagt Andreas Uhl.

Die VBZ hat in den letzten Jahren stark zum Ziel des umweltfreundlichen Unternehmens hingearbeitet, sie haben bereits 60 Prozent der Busflotte elektrifiziert und somit werden – zusammen mit den Trolleybussen und Trams – 80 Prozent der Personenkilometer elektrisch gefahren. Zudem kauft das Unternehmen nur Ökostrom des Elektrizitätswerk Zürich (EWZ), der zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie gewonnen wurde. 

Alternative Treibstoffe

Doch Andreas Uhl gesteht sich selbst auch ein, dass es immer einen gewissen CO2-Fussabdruck geben werde, da auch die Nutzung von erneuerbaren Energien CO2 hinterlasse. Zudem sei Wasserstoff als Treibstoff evaluiert worden. Bei der Energieeffizienz beziehungsweise Wirkungsgrad habe dieser jedoch schlecht abgeschnitten, da bei der Zufuhr zu einem Motor mehr als 40 Prozent der Energie verloren geht, bei einem Elektromotor hingegen maximal 5 Prozent. Der Prozess, um ihn mit Hilfe der Elektrolyse von Wasser zu erzeugen, zu verdichten und zu transportieren, sei auch ineffizient und somit scheide dieser Treibstoff als neuer Standard aus. Die VBZ betonen jedoch, sie seien jedoch immer offen auf neue Technologien und hoffen auch auf bald neue, effizientere Batterien. 

So könnten wir in der Zukunft chauffiert werden, die Frage ist nur; wann und zu welchem Preis? (Foto: PD)

Fliegende Taxis oder Dieselbusse?

Bezüglich der Trams: Da werde das momentan beschaffte Flexity-Tram mehrere Jahrzehnte im Stadtbild zu sehen sein. Die Busse werden ausschliesslich durch Elektrizität betrieben. Wird es, abgesehen von den Treibstoffen, auch grössere Veränderungen und Durchbrüche geben? Fliegende Taxis und Drohnen mit Sitzplätzen in den nächsten Jahren. Autonom fliegend, ohne Chauffeure, ohne Hilfe, mit dem Smartphone und mit einem Klick bestellt. Wird so der öffentliche Verkehr in 30 Jahren aussehen? Andreas Uhl glaubt nicht daran.  


Artikel: Noel Bachmann

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