Es gibt kaum Profiboxer in der Schweiz – daran liegt es

Der Kampfsport befindet sich in der Schweiz in einer Sackgasse

Mike Tyson, Muhammad Ali, Tyson Fury, die Klitschko-Brüder. Sie prägten für Jahrzehnte den Boxsport. Jedoch gab es noch nie einen Schweizer Weltmeister, der durch seine Karriere Weltruhm erlangte. In anderen Sportarten gibt es Schweizer Sportlerinnen und Sportler in der Weltspitze – trotz der Grösse des Landes. Im Boxen nicht. 
Auf dem Weg, in der Schweiz professioneller Boxer zu werden, liegen zahlreiche Herausforderungen. Zuerst einmal ist die Schweiz, verglichen mit den USA und Grossbritannien, wenig für ihre Boxtradition bekannt. Dies hat zur Folge, dass es weniger etablierte Unterstützungssysteme für aufstrebende Boxer gibt. So erhält der Boxsport kaum finanzielle Unterstützung von staatlichen Stellen und Sponsoren. Eishockey- und Fussballvereine erhielten zum Beispiel alleine 2020 vom Staat Hilfspakete im dreistelligen Millionenbereich, um die Clubs in der Corona-Krise zu entlasten. Der Boxverband ging leer aus. 
Einnahmen durch den Sport
Die finanzielle Seite des Boxens ist die nächste Hürde. Die Summe der Kosten für Ausrüstung, Training, Lizenz und Reisen zu Wettkämpfen kann schnell sehr hoch werden. Als junger, unbekannter Boxer kann es schwierig sein, Sponsoren zu finden. Bevor Boxer sich für eine Profikarriere entscheiden, bestreiten sie häufig noch viele Amateurkämpfe, um Erfahrung zu sammeln. Amateur-Boxen wird auch Olympisches Boxen genannt.
Der langjährige Schweizer Boxtrainer Moritz Hager erzählt, welchen Weg die meisten seiner Boxschüler wählen: «So wie ich es zumindest kenne, fängt man als Amateur Boxer an. Zuerst geht man aber in einen Boxclub, um zu sehen, ob diese Sportart einem gefällt. Anschliessend kommt er in ein Wettkampfteam, es wird eine Lizenz gelöst und man kann seinen ersten Amateur Boxkampf bestreiten.» Doch das ist teuer. «Es gibt jedoch bis man das erste Mal in den Ring treten kann, viele Gebühren/Kosten welche gedeckt werden müssen.»
Während einer Amateurkarriere verdient ein Sportler kaum etwas. Als Beispiel: Der Schweizer Meister erhält lediglich 150 Franken Preisgeld. Als Profiboxer bleiben die Einnahmen Anfangs auch noch sehr bescheiden.
Ein häufiges Missverständnis ist es, dass alle Profiboxer Boxen als Beruf, oder sogar als Hauptberuf machen. Viele Amateur-Boxer, oder sogar Boxer mit Profilizenz, betreiben den Sport aber nur aus Ambition, oder weil er ihnen Spass macht. «Die Profiboxer die ich kenne, verdienen alle wenig Geld vom Sport und haben eigentlich alle nebenbei noch einen Job. Leben kann man davon nicht», sagt Hager.
In der Schweiz fehlt 
das Interesse
Eine Frage, die dabei aufkommt, ist: macht die Schweiz oder der Schweizer Sportverband vielleicht etwas falsch? Moritz Hager meinte, dass man es ihnen nicht übelnehmen kann, dass das Fördern des Schweizer Boxens, auf ihrer Prioritätenliste, nicht weit oben steht. Das Interesse ist einfach nicht gross genug. Und das aus der Schweiz durch grössere Unterstützung eine Boxnation wie den USA oder Grossbritannien wird, ist auch nicht zu erwarten
«Es braucht nicht nur den Boxer. Er ist zwar der, der den härtesten Teil hat und am Ende im Ring steht. Man braucht jedoch auch Manager, Veranstalter, es müssen lizenzierte Gegner gefunden werden, Richtlinien müssen eingehalten werden. Die ganze Arbeit auf sich zu nehmen ist eher unattraktiv, deshalb würde ich nicht sagen, dass die Schweiz etwas falsch macht, wir haben im Sport einfach andere Schwerpunkte.»
Benjamin Dorn

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