Europas unterbewertetes Juwel

Französischer Fussball Die Ligue 1 wird oft belächelt. Doch ihr Niveau ist erstklassig und die Stimmung in den Stadien ist genauso gut wie in den anderen Top-Ligen Europas.

PARIS, FRANCE – FEBRUARY 25: Kylian Mbappe of PSG runs with the ball during the Ligue 1 Uber Eats match between Paris Saint-Germain and Stade Rennais FC at Parc des Princes on February 25, 2024 in Paris, France. (Photo by Franco Arland/Getty Images)

Konrad Schubarth
Die Ligue 1 wird in den letzten Jahren von Fans auf den sozialen Medien als minderwertig angesehen. Die Fans kritisieren ihren Uefa-Koeffizienten, welcher die Anzahl teilnehmender Mannschaften in europäischen Wettbewerben diktiert. Sie argumentieren, dass andere Ligen, wie die portugiesische oder die holländische Liga, eher einen Platz in den besten fünf Ligen Europas verdienen. Mit der wahrscheinlichen Abreise von Kylian Mbappé im Sommer wird die Ligue 1 weitere Zuschauer verlieren. Aber es gibt gute Gründe, weiterhin ein Auge auf sie zu werfen.
Die Vielfalt an jungen Talenten ist ein zentraler Aspekt der Ligue 1. Von PSG bis Lyon ist die Liga voll von vielversprechenden Spielern. Dies macht die sie spannender für die Zuschauer, denn die Kreativität dieser Spieler prägen ihre Mannschaften.
Besonders viel Augenmerk ist auf Warren Zairre-Emery gerichtet, der mit nur 17 Jahren ein Stammspieler bei PSG ist. 2022 hat er im Alter von 16 Jahren einen Einsatz in der Champions League absolviert, damit ist er einer der jüngsten, die je in der Champions League debütierten. Dank seiner beeindruckenden Ausdauer hat er im Mittelfeld der Pariser einen Marktwert von 60 Millionen Franken angehäuft. Obwohl er im Sommer ein Angebot vom jetzigen Champions-League-Sieger Manchester City erhalten hat, wird erwartet, dass er im März einen neuen Vertrag bei PSG unterschreiben wird.
Aber es gibt nicht nur bei Paris St.-Germain solche Spitzentalente. Rayan Cherki ist mit einem Marktwert von 30 Millionen Franken der wertvollste Spieler von Lyon obwohl er erst zwanzig Jahre alt ist. Im offensiven Mittelfeld gilt er als einer der kreativsten Spieler in Frankreich. Trotz vielen Interessenten bleibt er nach wie vor bei Lyon als Stammspieler dabei.
Auch bei OGC Nice wimmelt es von talentierten jungen Spielern. Im Mittelfeld sorgt ihr Maestro, Khéphren Thuram, für Aufruhr. Der gross gewachsene Franzose dominiert Zweikämpfe und verteilt die Bälle. Seine starke Physis ist mit ein Grund, warum sein Marktwert 40 Millionen Franken beträgt. Nach einer langen Transfersaga im Sommer, war sein zukünftiger Club unklar. Als sich Liverpool im Endeffekt für einen anderen Spieler entschied, erklärte er, dass er weiterhin bei Nice spielen würde. 
Die Liga hat auch in der Vergangenheit viele Weltklassespieler ausgebildet. In der Akademie von Stade Rennais sind Ousmane Dembélé und Éduardo Camavinga ausgebildet worden, welche einen Marktwert von 150 Millionen Franken vereinen.
Ein weiterer Grund, warum die Ligue 1 nach wie vor spannend bleibt, ist die individuelle Klasse der Spieler. Es wird viel in das Krafttraining und den Muskelaufbau der Spieler investiert. Lionel Messi sagte 2021: «Es ist eine Liga, die viel physischer ist als La Liga (die spanische Liga). Es gibt wenige offen Räume.» 
Auch Chelseas Manager Mauricio Pochettino erwähnte, dass die Qualität definitiv vorhanden ist, und dass es die physischste Liga der Welt ist. Die Spieler gehen viele Zweikämpfe und Luftduelle ein. Es wird selten nur abgewartet und es fallen immer viele Torschüsse. Dies macht die Spiele höchst interessant für die Zuschauer.
Die französische Liga ist vor allem bekannt für die fanatischen Fans oder «Ultras». Diese Zuschauer sorgen in den Stadien für gute Stimmung. Obwohl es in den letzten Jahren vermehrt zu Schlägereien und Auseinandersetzungen verschiedener Ultras gekommen ist, bleibt der Grossteil friedlich und unterstütztet die Mannschaft. Faszinierende Choreographien und Feuerwerke werden organisiert, damit die Partien noch eindrucksvoller werden.

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